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Baaders Wirken am Knappschaftskrankenhaus in Hamm/Westfalen zeichnete sich neben seiner Tätigkeit als Chefarzt der Einrichtung vornehmlich durch den von ihm eigens gesetzten Schwerpunkt der Behandlung und Begutachtung von Industriearbeitern und Bergleuten aus. Baader, der von 1951 bis 1954 auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie war, machte in diesem Zusammenhang bereits 1954 die im Jahr zuvor von Anthony Caplan publizierte Sonderform der Silikose („Ungewöhnliche Lungenröntgenbilder von Steinkohlenbergleuten, die an rheumatoider Arthritis leiden“) im Schrifttum bekannt und schlug dafür den Namen Silikoarthritis vor.

 

 

Das Knappschaftskrankenhaus in Hamm/Westfalen

Zeitgenössische Aufnahme Baaders - Privatbesitz 

 

„Baader entfaltete eine intensive Gutachtertätigkeit, Versicherungsträger aus der ganzen Bundesrepublik schickten ihm schwierige und strittige ‚Fälle‘. Darunter befanden sich zahlreiche Patienten mit klassischen Berufskrankheiten der Art, wie man sie heute – glücklicherweise – kaum mehr zu sehen bekommt. Im Vordergrund standen Vergiftungen durch Kohlenmonoxid, Cadmium, Beryllium, Insektizide. Mangan, Arsen, Benzol, Isocyanate und natürlich die typischen Berufskrankheiten der Bergarbeiter – die Staublungenerkrankungen und Erkrankungen der Ellenbogengelenke durch Erschütterungen bei Arbeiten mit Preßluftwerkzeugen. Hierüber – und über andere Aspekte – sind zahlreiche Publikationen erarbeitet worden. Unvergessen sind die Samstag-Vormittags-Vorstellungen von Berufskranken aus der ganzen Bundesrepublik. Diese Veranstaltungen, zu denen auch interessierte Ärzte als Gäste angereist kamen, dauerten oft viele Stunden, jeder Fall wurde gründlich erörtert. Während die Assistenten nach einiger Zeit ‚Rückenschluß‘ an Wänden oder Schränken suchten – keiner hätte gewagt, auf die Uhr zu sehen –, stand ‚E. W.‘ bis zum Schluß frei und scheinbar ungerührt und fügte nicht selten nach einem ironischen ‚War das alles?‘ noch persönliche Rücksprachen an. Durch den ständigen Kontakt mit rheumakranken Bergarbeitern gewann Baader die Überzeugung, daß die besonderen körperlichen und klimatischen Belastungen im Bergbau unter Tage bei der Entwicklung des Bergarbeiter-Rheumatismus eine wichtige Rolle spielen. Er ging so weit, das Rheuma des Bergmanns als Berufskrankheit zu bezeichnen. Baaders Überlegungen und Aktivitäten stießen bei den maßgeblichen Experten auf beachtliches Interesse und führten schließlich dazu, daß ihm die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie übertragen wurde.“ (1)

(....). Baader selbst hielt als Honorarprofessor an der Universität Münster Vorlesungen über Arbeitsmedizin. Im Übrigen blieben seine intensiven Bemühungen, die Arbeitsmedizin an den bundesdeutschen Hochschulen zu etablieren, ohne Erfolg. Baader hat das sehr beklagt. Und der damals kolportierte Slogan, daß die Bundesrepublik Deutschlang in bezug auf die Lage der Arbeitsmedizin ein unterentwickeltes Land sei, war – was die Situation der Lehre und Forschung an den Hochschulen betraf – nicht unberechtigt.“ (2)

 

 

  

E. W. Baader am Rednerpult

Aufnahme (Privatbesitz)

 


Baader war Visionär; ihm ging es – gerade weil die Arbeitsmedizin universitär ein Schattendasein führte – darum, den Bestand dieser jungen medizinischen Disziplin durch Unterstützung einer breiten Fachöffentlichkeit zu sichern, dauerhaft zu garantieren und auf diesem Wege, die universitäre Anbindung zu ermöglichen. Zur Erreichung dieses Zieles lud Baader am 3. Februar 1962 daher eine Gruppe von in Wissenschaft und Praxis stehenden Arbeitsmedizinern an seinen Wohnort nach Hamm/Westfalen ein.

Im Rahmen dieses Treffens wurde dann beschlossen, eine „Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin“ zu gründen, die sich Jahre später dann in „Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin“ umbenennen sollte.

„Als Gründungsmitglieder gelten:

  • Prof. Dr. med. Dr. h.c. E. W. Baader, Honorarprofessor für Klinik und Pathologie der Berufskrankheiten an der Universität Münster,
  • Prof. Dr. Dr. H. Eyer, Direktor des Hygienischen Instituts der Universität München,
  • Dr. G. Fuchs, Hauptwerksarzt der Kraus-Maffei-AG, München,
  • Dr. H. Petry, Werksarzt der Städt. Werke Nürnberg GmbH
  • Dr. H. Schiller, Hauptwerksarzt der Daimler-Benz AG, Stuttgart-Untertürkheim,
  • Prof. Dr. H. Symanski, Direktor des Instituts für Arbeitsmedizin der Saarlanduniversität Saarbrücken,
  • Dr. P. Thomaschewski, Oberregierungsmedizinalrat im Bayerischen Arbeitsministerium,
  • Dr. H. Westphal, Staatlicher Gewerbearzt Hamburg
  • Dr. H. Zeyer, Leitender Arzt der Abteilung Arbeitsmedizin der Saarbergwerke Saarbrücken.

Die Eintragung im Vereinsregister München erfolgte unter der Bezeichnung „Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin e.V.“ am Freitag, dem 16.2.1962.

 

Dem ersten kommissarischen Vorstand haben folgende Herren angehört:

  • 1. Vorsitzender: Prof Dr. E. W. Baader
  • 2. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Worth
  • Geschäftsführer: Dr. P. Thomaschewski
  • Stellvertretender Geschäftsführer und Schatzmeister: Dr. G. Fuchs

Die erste Satzung bestand aus 13 Paragraphen, Paragraph 2 besagte: ‚Die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin dient der Verbreibung von Kenntnissen auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin“. Die erste wissenschaftliche Tagung hat am 8./9. 10. 1962 in Augsburg unter dem Thema ‚Byssionose‘ stattgefunden. Die Veranstaltung, die unter Beteiligung namhafter internationaler Experten erfolgte, war in wissenschaftlicher Hinsicht ein voller Erfolg.

Gleichzeitig ist die erste ordentliche Mitgliederversammlung abgehalten worden. In den ersten Vorstand wurden folgende Herren gewählt:

  • Präsident: Prof. Dr. med. Dr. med. h.c. E. W. Baader, Hamm/Westf.
  • Vizepräsident: Prof. Dr. med. G. Worth, Moers
  • Geschäftsführer: Dr. med. G. Fuchs, München
  • Sekretär für Presse und Ausland: Dr. med. P. Thomaschewski, München
  • Schriftführer: Dr. med. H. Petry, Nürnberg
    Schatzmeister: Dr. med. H. Schiller, Stuttgart
    Ehrenpräsident: Prof. Dr. med. F. Koelsch, Erlangen

 

Wenige Tage nach dem Augsburger Kongreß ist Prof. Baader am 1.11.1962 im Alter von 70 Jahren plötzlich verstorben. Dieses Ereignis bedeutete für die junge Gesellschaft einen schweren Verlust.“(3)

 


Visitenkarte Baaders
Privatbesitz


 

Fußnoten: 
(1) und (2) Heinrich Petri, E. W. Baader in Hamm, in: Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Präventivmedizin (ASP) 20. Jahrgang, Mai 1985, S. 111-113 (S. 112).
(3) Almanach zum 25jährigen Bestehen der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin e.V. 1962 bis 1987, Hrsg. von G. Lehnert (Hamburg), H. Valentin (Erlangen), W. Brenner (München), Stuttgart, 1987, S. 26, 27.
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